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Zoff? So verliert Streit seinen Schrecken!

Wer streitet schon gerne? Kennen Sie jemanden, der sich selbst als streitlustig bezeichnet? Wahrscheinlich eher nicht. Denn ein Streit ist in unserem Bewertungssystem oft ein schlechtes Zeichen. Wer streitet, mit dem stimmt irgendwas nicht. Man kann doch alles friedlich regeln! Soweit die Theorie. Die Praxis sieht anders aus.

Ich will es mal positiv formulieren: Ich streite, also bin ich. Denn wenn ich einen eigenen Standpunkt habe, Dinge, die mir wichtig sind nicht einfach so aufgebe und auch dafür einstehe – dann ist das gut. Und das kann natürlich auch einen Streit nach sich ziehen. Denn ein anderer Mensch kann das alles natürlich ganz anders sehen. Also lautet Erkenntnis Nummer 1: Nicht zu streiten ist falsch. Richtig streiten ist richtig. Und oftmals leichter machbar, als wir es uns vorstellen. Konkret heißt das für ihre nächste Streitsituation: Stellen Sie sich bitte die folgenden Fragen:

  • Worüber streiten wir eigentlich gerade?

Die Antwort auf diese Frage ist wichtig! Fühlen Sie bitte in sich hinein, was exakt der Streitgrund ist. Was trifft sie gerade besonders? Was ärgert Sie am meisten? Oftmals neigen wir dazu, nicht nur ein Thema zum Mittelpunkt zu machen, sondern viele, kleine Dinge. Wenn es aber zu viele Dinge sind, bekommen sie die Situation nie gelöst. Also bitte nur ein konkretes Thema ohne Drumherum. Damit sind wir bei der nächsten Frage:

  • Was ist mein Hauptanliegen?

Nehmen wir das Beispiel Ehe. Ihr Mann lässt die Wäsche dort liegen, wo er sie auszieht. Er räumt sie also nicht weg. Wenn Sie in der Situation anfangen zu sagen ‚…und außerdem hat mich schon immer gestört dass Du den Müll nicht rausbringst‘ oder ‚…und was Du auch nie machst, ist mich mal zum Essen einzuladen….‘ dann hilft Ihnen das nicht weiter. Ihr Mann wertet diese zahlreichen Punkte als einen Angriff. Was folgt auf einen Angriff? Richtig. Der Gegenangriff. Und das ist nicht konstruktiv. Daher formulieren Sie ihr Hauptanliegen klar und deutlich, gerne auch mit einer Aussage zu ihrem Gefühlsleben: ‚Du hast gestern und heute wieder die Wäsche im Flur liegen lassen. Das fühlt sich für mich nicht gut an, weil ich Dir hinterherräume und mir das die Hausarbeit sehr erschwert. Räume bitte ab sofort Deine Sachen in den Wäschekorb. Denn ich wasche nur noch Kleidung, die im Korb liegt‘. Wenn Sie dieses Problem gelöst haben, dann können Sie sich gerne über die nicht erfolgte Essenseinladung streiten. Aber bitte vermischen Sie die Dinge nicht.

  • Was, wenns eskaliert?

Der Streit wird heftiger, beide Parteien fangen an, sich zu beleidigen und zu verletzen, es wird sogar geschrien. Das spüren Sie auch körperlich: Die Stimme überschlägt sich, der Puls steigt, der Blutdruck ebenso. Die erste Maßnahme lautet: Zünden Sie ihren Schutzairbag. Bringen Sie, wie ein Airbag auch, Abstand zwischen sich und der Situation. Sagen Sie Sätze wie ‚Das wird mir jetzt zu destruktiv hier, ich gehe jetzt und muss über das nachdenken, was ich gerade gehört habe‘. Oder ‚STOPP. Ich denke über die Dinge nach und sage Dir später, wie meine Meinung dazu ist. Ich gehe jetzt‘.

Solche Airbagsätze helfen in Phasen der Eskalation, dass sich die Situation nicht weiter verschlimmert. Warten Sie ein bisschen, bis (auch Ihr) Ärger verraucht ist. Und dann legen Sie in diesem lauten Streit nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Denn….

  • Streit hat auch was Gutes

Solange Sie miteinander streiten, bedeuten Sie sich auch etwas. Dann gibt es einen Grund, der dieses Kommunikationschaos rechtfertigt. Einfach gesagt: Zoff ist ein gutes Zeichen. Oder wollen Sie in einer Familie leben oder in einer Firma arbeiten, bei der alle Probleme unter den Teppich gekehrt werden? Wo geschwiegen und dazu bittersüß gelächelt wird? Wo niemand offen mit dem anderen umgeht und sich heimlich freut, wenn beim Anderen irgendwas schief geht? Das ist Gift. Für den Anderen, und für Sie. Gift ist übrigens ein gutes Sprichwort, denn wenn Sie streiten, vermeiden Sie auf jeden Fall….

  • Ironie. Weg damit!!

Im Streifall ist Ironie tödlich. Ihr Gegenüber zofft sich mit Ihnen lautstark, sie Beide verlassen die Sachebene und greifen sich auf der Gefühlsebene an. Wenn dann noch Ironie dazukommt, ist das Chaos perfekt. Ein ironischer Satz verschafft dem, der ihn sagt, vielleicht etwas ‚Luft‘. Beim Gegenüber aber löst er ein Gefühl der Missachtung aus. Beispiel: Der Mann hat der Frau eine Perlenkette geschenkt, und diese Kette ist der ganze Stolz der Frau. Im Streit sagt der Mann süffisant und ironisch ‚…und diese Kette ist ja wirklich super. So eine hat auch immer meine Oma getragen, die steht Dir ja klasse!‘

Das ist eine Missachtung. Angenommen, das streitende Ehepaar kann diesen hochemotionalen Streit lösen, so wird die Perlenkette aber für alle Zeiten ‚verbrannt‘ sein. Die Frau wird sie nie mehr tragen wollen, egal, wie sehr der Mann betont, dass er den Satz ja gar nicht so gemeint habe. Daher gilt die Regel: Gemeint ist gesagt und gesagt ist gemeint. Daher mein dringender Rat: Keine Ironie.

Wenn Sie diese Tipps beachten, dann verspreche ich Ihnen: Zu streiten verliert seinen Schrecken. Und Sie werden, nachdem es gezofft hat, wieder befreit durchs Leben gehen.

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